Spitzenschwinger und angehender Bauingenieur




05. Januar 2021

«Im Militär brüstet sich ja auch niemand mit dem Dienst am Vaterland»
Spitzenschwinger Armon Orlik über seine Ausbildung zum Bauingenieur, seine Liebe zum Baustoff Holz und Nachwuchsförderung im Schwingsport.

Insgesamt 42 Kränze: zwei Eidgenössische, sieben Teilverbandkränze, acht Bergkränze, 25 Kantonalkränze. Und ein Studium Fachrichtung Bauingenieur an der Fachhochschule Graubünden: Die Rede ist von ist Armon Orlik. «Ich bin mit Leib und Seele Schwinger – und angehender Bauingenieur», sagt der 25-Jährige.

«Bündner Kraftwerk» wurde Armon Orlik vor nicht allzu langer Zeit von der «Schweizer Illustrierten» genannt. Treffender hätte die Zeitschrift den Spitzenschwinger aus Maienfeld nicht charakterisieren können. Mehrfacher Kranzgewinner, Schwinger des Jahres 2016, Student an der Fachhochschule Graubünden und tatkräftiger Helfer beim Bau der neuen Schwinghalle des Schwingklubs Unterlandquart. Wie bringt man das alles unter einen Hut? «Die Tage sind schon lang, aber es ist alles eine Frage der Organisation», antwortet Armon Orlik gelassen. Er hat zwei Tage pro Woche Schule (er absolviert das Studium in Teilzeit) und trainiert jeden Tag. «Ein grosser Anteil sind natürlich auch das Lernen und die Arbeiten fürs Studium», erklärt er. Im August 2022 sollte er dann sein Studium abgeschlossen haben.

Als er von seinem Verein vor rund einem Jahr angefragt wurde, ob er als angehender Bauingenieur die Statik für die Betonarbeiten berechnen würde, sagte er zunächst ab. Doch Orlik wäre nicht Orlik, wenn er nicht noch einmal darüber nachgedacht und eine pragmatische Lösung gefunden hätte: «Das Planungsbüro INVIAS AG ist einer meiner Sponsoren. Ich habe für ein Praktikum angefragt, damit ich das Projekt mit Hilfe und mit der unterstützenden Erfahrung der Profis umsetzen kann», sagt Armon Orlik. Jetzt ist er mitten im Projekt und die Halle ist zur Hälfte gebaut.

Traumberuf Bauingenieur

Armon Orlik wusste früh, dass er Bauingenieur werden will: «Schon im Gymnasium habe ich mich für Physik und Statik sowie Mathematik interessiert. Als Schüler habe ich mein erstes Geld auf dem Bau verdient.» Weil ein Teilzeitstudium an der ETH nicht oder nur kaum möglich ist, hat er sich für die Fachhochschule entschieden und kurzerhand ein Praktikum absolviert, um den praktischen Rückstand auf seine Mit-Studierenden aufzuholen. Notabene neben seiner Karriere als Schwinger.

Bald muss sich Orlik entscheiden, in welche Fachrichtung sein Vertiefungsstudium gehen soll. «Hoch-, Holz-, Massiv- oder Stahlbau», kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen. Wobei es ein Material dem ein Meter neunzig grossen Spitzensportler besonders angetan hat: «Holz ist ein wunderbares Material. Vor allem wenn es aus Graubünden kommt (lacht). Aus Holz kann man hervorragende Gebäude bauen und vieles lässt sich vorfabrizieren. Das macht es auch aus planerischer Sicht besonders interessant.»

«Dienst an der Öffentlichkeit»

Ingenieure arbeiten oft im Hintergrund. Sie stehen seltener im Rampenlicht als beispielsweise Architekten. Genau das will der Building-Award ändern, indem den Ingenieurberufen am Bau und ihren Vertretern eine Plattform und damit Aufmerksamkeit verschafft wird. Die mediale Berichterstattung macht die Berufe, die Möglichkeiten und die Vorbilder bekannt. Armon Orlik hat für die Zurückhaltung vieler Ingenieurinnen und Ingenieure (sich eingeschlossen) eine pragmatische Erklärung: «Vielfach erbringen Ingenieurinnen und Ingenieure einen Dienst an der Öffentlichkeit, z.B. mit dem Bau von erdbebensicheren Häusern oder sicheren Strassen. Im Militär brüstet sich ja auch niemand mit dem Dienst am Vaterland.»

Fürs 2021 wünscht sich Armon Orlik vor allem viele Schwingfeste. «Ich glaube, dass es nicht zwei Jahre nacheinander keine Schwingfeste geben darf. Jeder Aktivschwinger will und muss sich messen. Ohne Feste leidet die Nachwuchsförderung, weil es ohne die Publizität schwierig wird, junge Menschen in die Schwingkeller zu bringen. Im schlimmsten Fall müssten die Schwingfeste halt ohne Zuschauer stattfinden. Hauptsache sie finden statt», ist er überzeugt.

Text: Christian Fluri
Bilder: Lorenz Reifler

 
Autor: Building-Award